HEINZ ZOLPER RETROSPEKTIVE: Kurator Goodrow bezieht Stellung

Manchmal braucht es lange Zeit bis der Prophet im eigenen Lande offiziell Aufmerksamkeit  findet. 
So hatte Heinz Zolper zwar schon die ihm gebührende internationale Anerkennung u.a. durch Andy Warhol persönlich erhalten; der deutsche Kunsthandel war aber über Jahre in einer objektiv nicht nachvollziehbare Konfrontation durch Ausgrenzung getreten. Dabei stand der Künstler sich in seinen Sturmjahren manchmal vielleicht auch selbst im Wege. Dennoch,  Sammler und Künstlerkollegen sahen dies anders und bekundeten  ihre Wertschätzung direkt und uneingeschränkt. Für Museen, Galerien und den Handel bietet das Werk von Heinz Zolper deshalb noch ungeahnte Möglichkeiten. Man darf gespannt sein. 

Zolper-Retrospektive 2020. Kurator Goodrow vor Publikum in der Horbach Kunsthalle.

Zolper-Retrospektive 2020. Kurator Goodrow vor Publikum in der Horbach Kunsthalle.

Sein größter Sammler, der Kölner Versicherungsunternehmer und Philanthrop Michael Horbach ist durch seine bedeutende Sammlung mit Werken des Künstlers aus allen Perioden ein beredtes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, Qualität zu erkennen und zu fördern. Zur aktuellen Retrospektive in der Horbach Kunsthalle Köln konnte denn auch den Besuchern ein wunderbarer Überblick auf das vielfältige Schaffen von Heinz Zolper geben werden. Gerard A. Goodrow, Kurator der Ausstellung und vielen noch als künstlerischer Direktor der Art Cologne bekannt, hat die Gelegenheit ergriffen auf die besondere kunsthistorische Bedeutung dieses deutschen Künstlers aufmerksam zu machen. Zolper, der als Maler seine Kunst ausübt, ist  in allen Bereichen der Künste zu hause und überschreitet nicht nur Medien, sondern auch geistige Grenzen. Auf ihn trifft sicher zu, was Marcel Duchamp einmal über seinen Kollegen und Freund Francis Picabia sagte: "Seine Laufbahn ist eine kaleideskopartige Reihe künstlerischer Erfahrungen".  Wie bei kaum einem anderen Künstler seiner Zeit ist bei Zolper zu erkennen, dass Kunst nicht nur schön ist und Arbeit macht, sondern immer eine freundliche Einladung zur Entdeckung darstellt. (LF)

In ähnlicher Weise hatte bereits in der Ankündigung der Ausstellung der Kunst- und Kulturhistoriker Peter Merten in einem Blog der Winter Stiftung Hamburg den Stellenwert des Künstlers beschrieben:

Zolper - ein Protagonist nicht nur der rheinischen Kunstszene

Heinz Zolper zählt zu den wichtigen Künstlern der deutschen Avantgarde. Die Winter Stiftung ist dem Werk des Künstlers seit vielen Jahren verbunden. Mit anderen Exponenten der zeitgenössischen Kunst, mit Sigmar Polke oder auch mit Martin Kippenberger, eint ihn der Sinn für das Groteske,  frecher Witz,  heitere Leichtigkeit und tiefer Ernst. Die Gleichzeitigkeit von „High“ und „Low“ sind für Zolper stets selbstverständlich. Zolper hat seine eigenen Ausdrucksmittel gefunden, unverkennbar und  rätselhaft zugleich. Da ist es beinahe selbstverständlich, dass er oftmals als ein umstrittener Künstler gesehen wird, jemanden, der sich dem Kunst- und Kulturbetrieb nicht bedingungslos anpasst. Was aber nichts als Konfrontation, Aktion und das Unmögliche wagen ist sonst die Aufgabe eines Künstlers?  Der Betrachter ist eingeladen zwischen den Zeilen zu lesen bzw. in die Bilderwelt einzutauchen. Mit etwas Glück widerfährt ihm dann etwas wonach wir alle streben mögen: Wahrheit, Glück und Verständnis für uns selbst und andere  In diesem Sinne sind Zolpers Werke nicht nur ein Stück Zeitgeschichte, sondern auf ewig zeitlos.  (Peter Merten)